Frauenwahlrecht und Parität

Veröffentlicht am 04.12.2018 in Ortsverein
 

v.l.n.r.: Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, Zahra Deilami, Dr. Anke Schroth, Andrea Gärtner, Sonja Huth, Esther Rothenhöfer

Eine stattliche Anzahl interessierter Frauen und eine Handvoll Männer konnten Dr. Anke Schroth und Dr. Andrea Schröder-Ritzrau im Namen der SPD Ortsvereine Walldorf, Wiesloch, Schatthausen und Baiertal zur Feier der Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland vor 100 Jahren im großen Ratssaal begrüßen. Die Stadtverwaltung war durch Frau Gärtner und Frau Dahner vertreten, die Fraktionen im Gemeinderat durch die beiden Fraktionsvorsitzenden Sonja Huth von der SPD und Tina Wagner von der CDU.

Junge Frauen können sich kaum vorstellen, dass es vor nicht allzu langer Zeit für sie unmöglich gewesen wäre, an Wahlen teilzunehmen oder selbstverantwortlich über ihren Beruf zu entscheiden. Vor hundert Jahren kämpften mutige und engagierte Frauen dafür, gründeten Zeitschriften, hielten Vorträge, reichten Petitionen ein, kämpften für Mädchenschulen und Arbeitsschutz

In einem Dialog aus historischen informationen und Originalzitaten der ersten Rede der Sozialdemokratin Marie Juchacz im neugewählten Reichstag 1919 gaben die beiden SPD-Kandidatinnen auf der Gemeinderatsliste für 2019, Michaela Durcak und Sultan Demir, einen Einblick in die damalige Situation.

Ich möchte hier feststellen und glaube, damit im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“

Das Frauenwahlrecht markiert den Beginn der Demokratie in Deutschland.

Durch die politische Gleichstellung ist nun meinem Geschlecht die Möglichkeit gegeben zur vollen Entfaltung seiner Kräfte. Mit Recht wird man erst jetzt von einem neuen Deutschland sprechen können und von der Souveränität des ganzen Volkes.“

Dr. Andrea Schröder-Ritzrau stellte anhand einiger Beispiele den Verlauf der Einführung des Frauenwahlrechts in Europa und der Welt dar. Der Film „Die göttliche Ordnung“ der Schweizer Regisseurin Petra Volpe zeigt, wie in der Schweiz erst 1971 Frauen gegen die männliche Vorherrschaft aufbegehren. Sie nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Reise in die ländliche Schweiz der 70er Jahre und in diese bahnbrechende Zeit. Spielerisch gelingt es ihr, ein ernstes Thema nicht bierernst abzuhandeln, sondern stimmig und mit humorvollen Blicken auf die 68er Bewegung mit sexueller Befreiung, Demos und Frauenstreik zu erzählen.

Der Film endet mit der zweiten Volksabstimmung im Februar 1971, bei der knapp 66% der Männer sich dafür aussprachen, den Frauen ein Stimm- und Wahlrecht zu überlassen.«Die göttliche Ordnung» wird nachhaltig erschüttert, Frauen triumphieren.

An den Film schloss sich eine lebhafte, zum Teil auch kontroverse Aussprache an, die von der Mannheimer Gleichstellungsbeauftragten Zahra Deilamidurch die provozierende Frage „Was tun, um zu echter Gleichberechtigung zu kommen?“ eingeleitet wurde. Im Bundestag sank  der Frauenanteil bei der letzten Wahl auf gerade mal 30,9%, im Landtag sind von den 143 Abgeordneten 37 im Wieslocher Gemeinderat 8 von 26.

Woran liegt es, dass Frauen in den Parlamenten nicht im gleichen Anteil vertreten sind, den sie in der Bevölkerung einnehmen? Diese Frage war einer derHauptpunkte der Diskussion. Bei der Suche nach Kandidatinnen treffen die Verantwortlichen der Parteien immer wieder auf Frauen, die Lust zur Kandidatur haben, aber meinen, neben Familie, Beruf, Haushalt und Betreuungsarbeit ein politisches Engagement nicht ohne Weiteres leisten zu können.

Wie kann man mehr Frauen zur Kandidatur motivieren? Wichtig sei es, die gesellschaftlichen Voraussetzungen und das Bewusstsein zu schaffen, dass bezahlte und unbezahlte Arbeit gleichberechtigt von Männern und Frauen geleistet werden kann und auch geteilt werden muss. In Parteien, die in ihren Listen ein Quotierung vorgesehen haben so wie SPD, Grüne und Linke, haben nachweislich in den Parlamenten einen höheren Frauenanteil.

Den Mut der schweizerischen Frauen im Film, die für ihr Wahlrecht streiken und damit ihre Männern zwingen, zu erkennen, welchen wichtigen Beitrag ihre Frauen leisten und dass gleiche Pflichten auch zu gleiche Rechten führen müssen, wünschte sich manche Diskussionsteilnehmerin auch heute, wenn es um den Einsatz für mehr Geschlechtergerechtigkeit geht.

Zum Abschluss bedankte sich Dominique Odar, SPD-Kandidatin zur Europawahl, bei Frau Deilami mit einem Blumenstrauß und betonte, dass Europa durch einheitliche Gesetze zur Gleichstellung der Geschlechter eine Vorreiterrolle für die Mitgliedsstaaten gespielt habe und noch immer spiele. 1919 bei der ersten Parlamentswahl mit Beteiligung von Frauen seien 94% der Frauen zur Wahl gegangen. Sie wünsche sich eine so starke Beteiligung auch für die kommenden Kommunal- und Europawahlen und hoffe sehr, dass Frauen und Männer Parteien wählten, die sich weiter für gleiche Chancen für alle einsetzten.

 

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